Erzählteil
In unserer Schule gehört das Erzählen von Geschichten zum Alltag. Doch nicht immer erscheint etwas davon in den Heften der Schülerinnen und Schüler und so entgeht den Eltern meist, was ihre Kinder zuhörend erleben und in welche Welten sie dabei eintauchen. Der Stellenwert des Geschichtenerzählens macht jedoch die Qualität der Waldorfpädagogik mit aus. Betrachtet man, wie der Erzählstoff sich von der 1. bis zur 8. Klasse verändert, so hat man eine Entsprechung zur Entwicklung des Kindes und zu den Impulsen, die man ihm dafür geben möchte.
Haben wir nicht alle den Hunger nach Fantasiebildern, den Wunsch im Seeleninneren berührt zu werden, sich selbst in den Gestalten der Erzählungen zu spiegeln, in eine andere Welt einzutauchen, den Horizont zu erweitern, den Wunsch nach neuen Blickwinkeln. Das gilt für die Erzählerinnen und Erzähler wie für die Zuhörerinnen und Zuhörer sowie für die Leserinnen und Leser. Wie kann man nun diesen Bedürfnissen der Menschen und vor allem unserer Kinder gerecht werden?
Warum das alles?
Wie eben dargestellt, bekommt das Kind aus dem altersgemäßen Erzählstoff Impulse, die es für seine Entwicklung gut gebrauchen kann. Dazu kommt das Folgende: War es in früheren Zeiten der berechtigte Wunsch den Menschen in seiner Kultur, seiner Volksgemeinschaft zu verankern, so ist es nun zeitgemäß ein Weltenbürger zu werden, die verschiedensten Sichtweisen einzunehmen, die menschliche Kultur in ihrer Vielfalt kennenzulernen, die unterschiedlichsten Lebenswege von Menschen nachzuempfinden. Die innere Beweglichkeit, die im Nacherleben all dieser Mythen und Sagen entsteht, sowie der Schatz an Bildern, Geschichten und Biografien sind eine gute Basis für das Ergreifen der eigenen Lebensaufgaben und für das fantasievolle Entwickeln neuer Vorstellungen und zukünftiger Lösungen.